Bio, neue Rezeptur, vegan, gesund, regional.. all das sind Wörter, die man immer wieder auf Verpackungen von Lebensmitteln findet. Meistens jedoch sind diese Wörter irreführend und nicht ganz wahr.
Ich habe meine Matura-Arbeit über das Thema Essen, Fooddesign und die Lebensmittelindustrie geschrieben. Das ist zwar mittlerweile länger als ein Jahr her, aber ich finde dennoch, dass dieses Thema aktueller als je zuvor ist. Da ich mich selbst für Lebensmittel, deren Inhaltsstoffe und auch deren Verpackung interessiere, denke ich, dass ich euch mit diesem Blogpost ein wenig Wissen/Erfahrungen weitergeben kann und hoffe euch ein wenig zum Nachdenken anzuregen.
Wo fange ich bloß an?
Nun, da wäre mal das erste Thema: die Vermarktung der Lebensmittel. So viele schöne Verpackungen gibt es, und ich muss zugeben, ich selbst bin ein ziemliches Verpackungs-opfer. Gefällt mir eine Verpackung ist das Produkt quasi schon gekauft. Das ist klarerweise alles Marketing und Strategie. Ich möchte euch ein paar Beispiele nennen: „neue Rezeptur“ heißt es oft auf einer Verpackung. Natürlich denkt man sich dann, dass dieses Produkt wohl in seinen Inhaltsstoffen verbessert wurde. Falsch gedacht! Das hat man z.B. bei der Pasta Soße Basilico von Bertolli herausgefunden, da waren in der „neuen Rezeptur“ weniger Tomaten und Basilikum, dafür mehr Aroma und Zusatzstoffe enthalten. Eh klar, irgendwo muss man ja einsparen. Auch die Bio-Produkte sind reine Marketing-Produkte. Bio bedeutet nämlich, dass wenn das Rohprodukt bzw. der Rohstoff des Produktes biologisch hergestellt wurde, man es auch bio nennen darf. Da ist es dann aber egal, wieviel Chemie und künstliche Zusatzstoffe dann im eigentlichen Endprodukt enthalten sind – es ist halt bio. Und Bio ist bekannterweise gesund. Deshalb kauft man auch Bio-Schwammerl von Estland und nicht die „normalen – nicht bio“ Schwammerl aus Österreich, ergibt doch Sinn oder? Und wenn wir schon von regionalem Essen sprechen..
Auch das ist eine Verkaufsstrategie. Einfach einmal „Oma’s Rezept“ oder „aus der Region“ auf die Verpackung kleben, und schon wird es gekauft. Einfach so. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Schwarzwälder Schinken. Der Schwarzwälder Schinken wird tatsächlich im Schwarzwald mit Tannenbäumen aus der Region geräuchert und dort hergestellt. Aber wisst ihr was das lustige daran ist? Das Fleisch für den Schinken, also quasi das eigentliche Produkt von dem wir hier reden, kommt nicht aus dem Schwarzwald, sonder aus anderen Teilen Europas. Ironisch, nicht wahr? Da versucht man, der Umwelt etwas Gutes zu tun, und kauft Schinken aus dem Schwarzwald, und dann ist das Fleisch mit LKW o.Ä. quer durch Europa transportiert worden.
Eine weitere Strategie über die Verpackung an den Konsumenten ranzukommen, sind die sogenannten Mogelpackungen, die sicher jeder kennt. Natürlich ist es wichtig, das Produkt frisch zu halten und es vor äußeren Schäden zu schützen, aber ist es wirklich notwendig 2/3 Luft in einer Chipspackung zu haben? Pringels schafft es doch auch seine Chips anders zu verpacken und so niemandem Luft zu verkaufen! Ach, und wusstet ihr, dass wenn z.B. auf einem Pudding (natürlich nicht jeder, aber ich nenn einfach mal ein Beispiel) steht, dass darin 75% Kakaoanteil sind, sich dieser Kakaoanteil nicht auf das gesamte Produkt bezieht, sondern nur auf den Schokoladenanteil im Pudding, der nur 2,5% ausmacht. Das heisst also eigentlich, dass 75% von 2,5% Kakao (wenn ich mich nicht verrechnet habe sind das genau 1,875%) in dem gesamten Pudding, der wahrscheinlich ca. 150ml enthält, enthalten ist. Na ist das nicht super? So einen schokoladigen Pudding isst man bestimmt selten!
Aber abgesehen von der Verpackung gibt es natürlich auch die inhaltlichen Bestandteile, womit uns die Industrie verarscht.
Es gibt um die 2500 Aromastoffe, mit denen man uns Geschmacksrichtungen vortäuschen kann. Das schlechte daran ist, dass viele gar nicht mehr wissen, wie eine echte Erdbeere oder Zitrone schmeckt. Viel schlimmer jedoch ist, dass uns solche Aromastoffe oder auch Geschmacksverstärker austricksen. So werden z.B. Bitterstoffe mit Geschmacksverstärkern übertüncht, damit das Fertigessen nicht bitter schmeckt. Normalerweise soll uns aber ein bitterer Geschmack zeigen, dass etwas eventuell nicht mehr genießbar ist und man es somit nicht essen sollte. Es werden also unsere hauseigenen Geschmacksknospen und Warnsignale ausgetrickst. Aber nicht nur mit Aromastoffen oder Geschmacksverstärkern kann man ein Essen schmackhaft machen. Auch mit Salz, Zucker oder Fett kann man tricksen. In fast jedem fertigen Lebensmittel, dass man kaufen kann befindet sich Salz. Nur leider viel zu oft, viel zu viel Salz! Wusstet ihr, dass wir Menschen Salz eigentlich nicht mögen? Dadurch, dass wir aber seit Kindesalter immer Salz zu uns nehmen, wenn auch nur in kleineren Mengen, werden wir quasi süchtig danach. Im späteren Alter verlangt der Körper einfach nach Salz, weil wir ihn daran gewöhnt haben. Man schafft Verlangen, wo früher gar keines war.
Es gibt so viele Dinge, womit man uns Menschen veräppeln kann. Vor allem wenn es ums Essen geht. Oft ist es wirklich am Sinnvollsten einfach zu Lesen. Was steht auf der Verpackung oben? Welche Inhaltsstoffe befinden sich wirklich darin? Für alle die es nicht wissen, der Inhaltsstoff, der an erster Stelle steht, der befindet sich zu den meisten Teilen in dem Produkt. Wenn also Zucker an zweiter Stelle steht, das Produkt aber mit „weniger Kalorien“ beworben wird, dann sollte man sich fragen, was daran jetzt wahr ist. Ich möchte auch niemanden sagen, wie er sich zu ernähren hat – jeder soll das selbst wissen. Ich möchte nur jedem zeigen, dass er sich nicht so leicht in die Irre führen lassen soll!
Etwas, dass ich auch noch ansprechen möchte sind die „Food Hypes“, die es immer wieder gibt. So z.B. Chia. Chia soll ja bekanntlich sehr gesund sein, da es viele Omega 3 Fettsäuren, Antioxidantien sowie Mineralstoffe enthält. Chia wird aber hauptsächlich nur in Mexiko bzw. Teilen Südamerikas und Australiens angebaut. Wisst ihr was für einen riesigen ökologischen Fußabdruck diese Samen hinterlassen? Dadurch, dass sie so gehypt sind und sie jeder kauft, wird die Umwelt auch stark belastet. Ich möchte hier nicht den Moralapostel spielen, denn auch ich kaufe Chia hin und wieder und auch ich esse nicht andauern saisonal und regional. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass man manchmal auch solche Dinge bedenken sollte.
Ich finde, man sollte einfach ein wenig bewusster Essen. Sicherlich, vieles kann man nicht beeinflussen bzw. nur schwer, aber ich denke, wenn man hin und wieder nicht seinem Gusta oder normalem Kaufverhalten verfällt, kann man der Lebensmittelindustrie zeigen, dass sie etwas ändern müssen. Leider zählen heute nur mehr Gewinn und die Zahlen, was man dem Menschen damit vielleicht antut, ist ihnen egal. Hauptsache die ahnungslose, leichtgläubige und hungrige Gesellschaft kauft und kauft und kauft.
Deshalb können nur wir selbst etwas dagegen tun!
Sehr guter Beitrag Betti :)
LG Diana
Autor
Dankeschön, habe mir auch viel Mühe damit gegeben!
Lg, Betti